Impressionen aus dem Interview mit Maria, geboren in Mexiko, von Beruf Sekretärin und 1984 wegen Heirat in die BRD gekommen
Die ersten Eindrücke
In der ersten Zeit war es sehr sehr negativ. Die Leute waren zu Ausländern sehr, wie soll ich sagen? Sie wollten mich nicht verstehen. Ich musste mich alleine durch kämpfen. Die Nachbarn waren sehr nett und haben mir sehr viel geholfen, die Familie nicht so. Das ging so bis ich in einen Kurs für Deutsch ging und da habe ich viele Italiener getroffen. Das waren meine ersten Freunde und dann später kamen die Mexikaner, die Freundschaften bestehen heute noch.
Ich denke, viele wussten, wo Mexiko ist, aber die wussten gar nicht welche Leute da leben. Oder meine Schwiegermutter z.B. sagte, sie hat im Fernsehen gesehen, dass die Leute ohne Schuhe gehen und arme Leute sind. Sie kannten gar nicht die andere Seite. Ich komme ja aus einer großen Stadt mit Geschäften, die auch sonntags offen waren. Wir kommen aus der Dritten Welt, aber es war dort glaube ich besser.
Es war sehr schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Es ist nicht wie in Mexiko. Du bist gleich mein Freund, komm essen und trinken und das. Aber ausländerfeindlich – das hat nicht nur mich getroffen, sondern auch andere.
Und heute
Ich habe ganz schnell auch Arbeit gefunden, in einer Fleischerei. Ich kann kein Deutsch, hab ich gesagt, kein Problem, solange ich das mache, wie sie mir das zeigen. So hab ich gelernt. Ich lebe jetzt hier 30 Jahre und nehme die Leute, wie sie sind. Wenn ich sehe, dass jemand ein bisschen zurückhaltend ist, dann ich drehe mich um und es interessiert mich nicht mehr. Jeder hat seine Persönlichkeit. Deutschland ist mein zu Hause jetzt. Und ich bin sehr pünktlich. Wir leben beide Traditionen, die deutsche und die mexikanische. Deutschland finde ich jetzt schön. Viele Blumen, die Leute im Garten, alles hier gibt es und alles ist grün. Also ich denke auch, man kann nicht immer von den Erinnerungen leben. Ich sehe mehr von Heute und der Zukunft.
Über den Mauerfall
Vom Sozialismus wusste ich nicht viel, nur über den Fernseher. Für mich war sehr traurig, dass die Menschen nichts kaufen konnten oder lange warten mussten, bis sie etwas bekommen.
Vom Mauerfall hab ich über das Fernsehen mitbekommen und mein Mann hat manchmal übersetzt. In Wolfsburg haben die Menschen alles leer geräumt, es war richtig Stimmung. Ich hab auch viel geweint, weil ich es nicht glauben konnte. So hab ich mich mit Deutschland verbunden gefühlt, weil mein Mann war Deutscher.
Die Ostdeutschen im Westen
Die Leute haben geweint und waren glücklich und die in der Nähe von der Grenze, die haben viel geholfen und haben Wasser gegeben und Essen. Aber dann, das hat mich auch überrascht, weil viele waren dagegen. Man konnte sehen, dass viele gar nicht nett waren, z.B. die Verkäuferinnen, die haben sich umgedreht. Man hat sie wie Ausländer quasi behandelt. Aber ich rede mehr von den älteren Leuten. Aber die DDR-Bürger… viele wurden ja auch von ihren Familien getrennt, es waren ja welche im Osten und auch im Westen.
Viele Deutsche sagen nach dem Mauerfall, es war nicht mehr das Gleiche. Man konnte nur einen Schuh vorm Geschäft lassen, weil sonst wären beide weg. Und ich denke, es war nicht wegen dem Mauerfall, weil hier im Westen, da sind viele Leute, die nehmen was ihnen nicht gehört.
Was Besonderes aus der DDR
Die Leute hatten viel Angst, aber die waren ganz anders als die Deutschen vom Westen. Ich denke die haben auch, wie in Mexiko, viel zusammen gemacht, die Familien waren immer zusammen. Und wir bezahlen jetzt Solidaritätssteuer. Ich hab gehört, es musste für eine kurze Zeit sein, aber es sind jetzt viele Jahre, und ich weiß nicht, wofür das Geld ist.
Transkription des kompletten Interviews mit Maria (PDF)
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