Impressionen aus dem Interview mit Gabriela, geboren in Griechenland, 1978 zum Studium in die BRD gekommen & heute als Übersetzerin tätig
Die ersten Eindrücke
Ich bin alleine hierher gekommen. Hab aber auch sehr viele Freunde hier gefunden, über die Universität. Es gab ganz viele, ganz tolle Leute, auch viele, die mir sehr geholfen haben, bei der Eingliederung hier in dieser Gesellschaft. Schlecht waren eher so die formellen Sachen. Ich musste zum Ordnungsamt, und das war ganz furchtbar. Also heute wäre es nicht möglich, sich Ausländern gegenüber so zu verhalten. Also ich habe viele positive Erfahrungen gesammelt, weswegen ich auch immer noch hier bin.
Und heute
Ich bin gerne hier. Ich fühle mich in der Gesellschaft angekommen und wenn Feindlichkeiten da sind, dann kann ich mich auch dazu äußern. Ich würde sagen, ich fühle mich wie eine Europäerin, die vielleicht mehrere Nationalitäten hätte, also nicht nur deutsch und griechisch. Und ich sehe auch, wie meine Kinder damit umgehen, also sie sagen nicht, der ist aus der Türkei oder aus Schweden oder aus dem Libanon oder aus Asien. Die sprechen irgendwelche Namen. Also ich finde die Kinder in diesem Alter, jetzt 16 – 18 Jahre alt oder jünger, die gehen ganz locker damit um, wenn man von zu Hause aus keine Ausländerfeindlichkeit schürt.
Über den Mauerfall
Also mein Vater war ein überzeugter Kommunist und ich hatte keine negative Meinung vom Sozialismus in der DDR, aber was mich damals total gewundert hat, bevor die Mauer fiel, war wie die Leute über die Ostdeutschen gesprochen haben. Und dann schicken sie solche Benefits Richtung Ostdeutschland – das fand ich komisch.
Ich hab gehört, dass die Mauer fiel, aber was das bedeutet für Westdeutschland, das hab ich nicht richtig realisiert. Ich fand es schon irre, wie sie auf die Straße gingen und feierten und das fand ich schon toll. Ich hab das als eine Verbrüderung zwischen zwei Völkern, die auseinander gerissen wurden, gesehen. Also wir hatten sieben Jahre Diktatur und ich weiß noch wie, welche Freude auf den Straßen gefeiert wurde, an dem Tag als die Diktatur fiel. 1974. Daran erinnerte mich das ein bisschen.
Die Ostdeutschen im Westen
Als die vielen Ostdeutschen nach Westdeutschland kam, hab ich auch gesehen, was das bedeutete.
Ich empfand, dass diese Ostdeutschen hier genauso aufgenommen wurden wie Ausländer. Das waren für mich Menschen, die auch wirklich entwurzelt wurden, auch wenn sie zunächst gerne nach Westdeutschland kamen. Die hatten auch ihre alten Erinnerungen an ihre Heimat. Ich hab mich mit ihnen teilweise identifiziert, ehrlich.
Ich empfand die Ostdeutschen als sehr bescheidene Menschen, was mir gut gefallen hat. Ja, sie hatten noch etwas Authentisches. Und die Westdeutschen, also wenn die nur den Lokalkolorit, also den Dialekt hörten, haben sie sie dann gleich so abgestempelt.
Was Besonderes aus der DDR
Die Situation der Frauen in Ostdeutschland war besonders. Sie haben ja alle die Möglichkeit gehabt, ihre Kinder zum Hort zu bringen und den ganzen Tag zu arbeiten und ich empfand diese Frauen als feministischer als die Frauen in Westdeutschland.
Transkription des kompletten Interviews mit Gabriela (PDF)
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